UN-Gleichgewicht
Die Arbeiten UN-GLEICHGEWICHT sind Acrylgemälde auf Holz. Ich nutze die feine Struktur der Holzmaserung als Materialelement in der Komposition. Diese beinhalten unterschiedliche Strukturen wie Holz, Granit oder Marmorstein, transparentes Neonlicht, Himmel, Gebirge… Dabei entstehen bewusst ausgeschnittene oder fehlende Bereiche im Holz, die das darunterliegende Material – die Wand, an der das Bild hängt – sichtbar machen. Diese physischen Leerstellen verstärken die Illusion eines Trompe-l’œil und betonen zugleich die Tiefenwirkung der verschiedenen surrealen Bildebenen. Was im Bild physisch fehlt, lädt den Betrachter zu einem inneren Gedankenspiel ein – als Sinnbild für das, was verloren, abwesend oder unvollständig ist.
Die in den Gemälden dargestellten Elemente nehmen diese geometrischen Formen auf und mischen sich mit organischen Elementen, die in einem fragilen Gleichgewicht zueinanderstehen. Manchmal sind sie ineinander verankert, manchmal zerreißen sie, schweben in der Luft oder versinken in die Tiefe.
Jedes Bild ist eine bewegte Landschaft, in der die Spannung zwischen Vorder- und Hintergrund einen kontinuierlichen visuellen Dialog hervorruft. Oben, unten, vorne, hinten haben nicht mehr wirklich Bedeutung. Man erkennt architektonische Linien, abgerundete Formen, Leuchtkästen, Glückshufeisen, Fabelwesen und Blitze, verliert sich jedoch in den Horizontlinien und Schattenspiel der Formen. Die verschiedenen dargestellten Materialien (die Malerei, die Holzlinien, die Aufhängemauern) sind mit einer suggestiven Kraft aufgeladen, die die Illusion von verschiedenen Zuständen erzeugt: fest, flüssig, gasförmig. Die Himmel werden zu Meeren, und die Meere verdampfen. Fluoreszierende Blitze teilen die Welt. Irdisches wird zu Unterirdischem und umgekehrt.
Ich arbeite mit einer Palette aus sanften und fluoreszierenden Farben, die den Bildern eine gewisse Leuchtkraft verleihen sollen. Dies schafft auch Kontraste zwischen dem Immateriellen und dem Greifbaren.
Die daraus resultierende rätselhafte Atmosphäre entsteht aus vielen Einflüssen und Offenbarungen, die sich vermischen, miteinander kollidieren und sich manchmal zugunsten einer beunruhigenden, aber dennoch einladenden Fremdartigkeit verwischen. Ich lade die Zuschauer ein, ihren Blick in den verschiedenen Ebenen des Gemäldes zu verlieren, während sie sich an vertrauten Elementen wie architektonischen Linien, Formen und repräsentativen Elementen festhalten können.
Meine Kompositionen können sowohl als Triptychon, Diptychon, in Serien entwickelt oder direkt auf die Wand gemalt werden, wodurch das Publikum in einen physischen Raum versetzt wird. Diese Arbeit hinterfragt das UN-GLEICHGEWICHT unserer gegenwärtigen Welt.
Alexandra Maurer, 2025, Genf